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Corona-Pandemie: Belastungsprobe für Mensch und Maschine

Jede(r) von uns konnte diese Beobachtung seit Beginn der Corona-Pandemie in Supermärkten machen: Dort, wo sich sonst Toilettenpapier in Massen stapelt, gibt es leergeräumte Regale. Verbraucher*innen suchen dann nicht selten nach vermeintlichem „Ersatz“ und greifen dabei z.B. nach Papiertaschentüchern oder Küchenrolle. Aber dürfen solche Dinge überhaupt in die Toilette? Diese Frage ist mit einem klaren „Nein“ zu beantworten.

 

Toilettenpapier – einfach alternativlos

Ängste der Verbraucherinnen und Verbraucher vor einer Knappheit an Toilettenpapier führen bei dem heiß begehrten, zum Teil als „weißes Gold“ bezeichneten, Produkt immer wieder zu Hamsterkäufen. Die Folge: In den Einkaufswagen von bei Klopapier leer ausgegangen KundenInnen landen vermeintliche Alternativen wie Taschentücher und Küchenpapier. Gelangen diese jedoch in die Toiletten, hat das üble Konsequenzen.

Während Toilettenpapier, wie es der Name schon sagt, speziell für den Gebrauch auf dem stillen Örtchen hergestellt wird, verhält es sich bei Papiertaschentüchern oder Küchenrolle gänzlich anders. Im Gegensatz zum Toilettenpapier, das sich im Wasser rasch auflöst, gehört Nässebeständigkeit gerade zu den gewünschten Kerneigenschaften dieser Produkte. Deren unterschiedliche Faserstruktur verhindert eine schnelle Zersetzung.

 

Abwasserinfrastruktur wird gefährdet

Einmal in die Kanalisation gelangt, drohen der Abwasserinfrastruktur ernsthafte Folgen. Abgesehen von der Belastung der Abwasserkanäle durch Ablagerungen sind insbesondere die Kläranlagen-Pumpen durch Verstopfungen gefährdet. Die sich nicht auflösenden Taschentücher, das Küchenpapier und vor allem die beliebten Feuchttücher verknoten sich, wickeln sich um die Pumpen und bilden am Ende feste „Zöpfe“. Ab einem bestimmten Punkt heißt es dann „Nichts geht mehr“ und die Pumpe kapituliert. Oder intakt gebliebene Tücher setzen Siebe und Rechen in der Kläranlage zu.

 

verstopfte Pumpe

Verzopfung am Saugstutzen einer Pumpe

verstopfter Grobrechen

Verzopfung am Grobrechen

Die Beseitigung dieser Verzopfungen und die Entsorgung der nicht in die Abwasserinfrastruktur gehörenden Materialien verursacht regelmäßig hohe zusätzliche Kosten – im Schnitt fällt hier ein mittlerer sechsstelliger Betrag pro Jahr an.

 

Küchenkrepp & Co gehören in die Restabfalltonne

Festzuhalten bleibt daher, dass Feucht-, Kosmetik- und Küchentücher nicht als Ersatz für Toilettenpapier geeignet sind und ausschließlich in die Restabfalltonne gehören.

 

Fokus auf die Beschäftigten der Kläranlagen

Trotz Corona und entsprechend erschwerter Bedingungen setzen die Fachkräfte auf den Kläranlagen alles daran, die zuverlässige Reinigung der Abwässer sicherzustellen.

Die Nutzung der Toilette als Mülleimer und der dadurch verursachte zusätzliche Wartungs- und Reinigungsaufwand belastet die MitarbeiterInnen vor Ort enorm.

 

An Mitmenschen und Umwelt denken

Für das Hamstern von Toilettenpapier gibt es keinen Grund. Wir befinden uns in Deutschland glücklicherweise in der komfortablen Situation, dass die Dinge des täglichen Gebrauchs bei einem normalen Einkaufsverhalten stets in ausreichenden Mengen für alle vorhanden sind.

Wer angemessen einkauft, dem danken es seine Mitmenschen –  sowohl beim Einkauf, als auch bei der Arbeit auf den Abwasseranlagen – und nicht zuletzt die Umwelt.

Insgesamt doch wieder mal ein guter Anlass, um über unser Konsumverhalten und die Auswirkungen unseres Verhaltens auf die Umwelt nachzudenken – oder was meinen Sie?

 

Möchten Sie einen Blick auf die manchmal unschöne Realität im Abwasser-Betrieb wagen? Entsprechendes Anschauungsmaterial finden Sie hier: Bilder aus dem Kanalsystem

Weitergehende spannende Informationen zum richtigen Umgang mit Ihrer Toilette finden Sie im EVS-Blog unter: Was darf ins WC? oder in unserer „Klolektüre“ und „Toilettikette“.

 

Bildquellen: Header (Kjpargeter/Shutterstock ID: 1680253870); übrige: EVS
Autor: Michael Bauer / EVS-Blog

 

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