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Einkauf im Unverpackt-Laden – Ein Selbstversuch zur Vermeidung von Verpackungsmüll

Weltweit produzieren Menschen infolge ihres Konsumverhaltens immer mehr Verpackungsmüll. Dabei kann die Abfallvermeidung im eigenen Haushalt schon mit kleinen Maßnahmen gut umgesetzt werden. Beim Selbstversuch – einem Einkauf im Unverpackt-Laden – haben wir Überraschendes festgestellt.

 

Hohes Aufkommen an Verpackungsmüll

Der durch den privaten Konsum von Endverbraucher*innen anfallende Verpackungsmüll nimmt zu. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden in 2019 in Deutschland 5,9 Mio. Tonnen privater Verpackungsmüll eingesammelt. Das entspricht 72 Kilogramm Abfall pro Kopf. Das Aufkommen stieg gegenüber 2018 um 4 Kilogramm, eine beachtliche Steigerung um mehr als 5 Prozent. Das Saarland lag mit einer 2019er Quote von 73 Kilogramm pro Kopf -leider- etwas über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

 

Verkaufsverpackungen adé: Unverpackt-Läden

Jede(r) Einzelne kann sich die Frage stellen, wie der eigene Beitrag zur Vermeidung von Verpackungsmüll aussehen kann. Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel darin, in Unverpackt-Läden einzukaufen. Von diesen existieren bereits sechs im Saarland. Die Standorte sind Saarbrücken, Saarlouis, Friedrichsthal, St. Ingbert, St. Wendel und neuerdings Eppelborn.


Das Geschäftskonzept ist denkbar einfach: lose Ware wird ganz ohne Verpackung verkauft. Jeder Kunde kann seine eigenen Gefäße mitbringen. Unverpackt-Läden bieten aber auch eigene Boxen, Gläser oder Säckchen für den Einkauf an. Diese werden im leeren Zustand gewogen. Und schon kann der Einkauf beginnen: die Behälter werden mit der gewünschten Ware befüllt und danach zur Berechnung des Preises erneut gewogen. Zum Schluss geht’s an die Bezahlung und fertig ist der Einkauf.

So funktioniert der Einkauf im Unverpackt-Laden

 

Unser Selbstversuch: ein Erfahrungsbericht

Neben der Erfahrung in einem Unverpackt-Laden plastikfrei einzukaufen, wollten wir zudem herausfinden, wie teuer ein solcher Einkauf tatsächlich ist. Oft ist das Argument zu hören, dass ein müllfreieres Einkaufen tiefere Spuren im Geldbeutel hinterlässt. Aber ist das wirklich so? Da die Produkte aus dem Unverpackt-Laden Bio-Qualität haben, erschien ein Einkauf in einem herkömmlichen Bioladen der richtige Vergleichsmaßstab zu sein.

Zunächst stand die Überlegung an, welche Produkte überhaupt für das Einkaufsexperiment in Frage kommen. Unverpackt-Läden bieten eine ganze Fülle verschiedener Produkte an. So werden Getreidesorten, Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, Trockenfrüchte, Backzutaten, Gewürze, Kaffee, Tee, Essige und Öle, Molkereiprodukte, Obst und Gemüse, Waschmittel, Hygieneartikel und noch vieles mehr angeboten.

Um aber die Auswahl von gängigen Konsumgütern für die Testkäufe in einem überschaubaren Rahmen zu halten, entschieden wir uns schlussendlich für Mehl, Schokomüsli, Studentenfutter, Penne, Basmatireis und Fruchtgummibärchen.

Um die Preise besser vergleichen zu können, wurde der Preis pro 100 Gramm als Basis herangezogen.

Produkt (100 Gramm)Bio-LadenUnverpackt-Laden
Mehl0,29 €0,25 €
Schokomüsli1,22 €0,75 €
Studentenfutter2,91 €1,90 €
Penne0,18 €0,40 €
Basmatireis0,56 €0,49 €
Fruchtgummibärchen1,59 €1,66 €
Gesamtpreis6,75 €5,45 €

 

Mit Erstaunen haben wir festgestellt, dass das Mehl im Unverpackt-Laden im Vergleich zum Bio-Laden – obwohl vom gleichen Hersteller – vier Cent günstiger war. Vor allem aber unter dem Strich führten die Testeinkäufe zu einem überraschenden Ergebnis. Mit dem Einkauf im Unverpackt-Laden ließen sich (bezogen auf jeweils 100 Gramm) sogar 1,30 Euro gegenüber dem Bio-Markt einsparen. Das entspricht einer Ersparnis von rund 20 Prozent!

Einkauf im Bio-Laden

Einkauf im Unverpackt-Laden



Während von den sechs Produkten im Bio-Laden fünf in Plastikverpackungen und nur das Mehl in einer Papiertüte zum Verkauf angeboten werden, erfolgte dagegen im Unverpackt-Laden die Abfüllung wie beschrieben in die mitgebrachten Behälter. Verpackungsmüll? Fehlanzeige! Ein weiterer Vorteil besteht in der Wiederverwendbarkeit. Sobald die Produkte aufgebraucht sind, steht der Nutzung der Behälter nach einem raschen Ausspülen beim nächsten Einkauf nichts mehr entgegen.

 

Fazit

Eigentlich ist es oft so einfach, Verpackungsmüll zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Verkaufsverpackungen werden zumeist nur einmal benutzt, müssen aufwendig entsorgt werden, oder – noch schlimmer – landen in der Natur mit entsprechend negativen Folgen für Tiere und Umwelt.

Schon kleine Besorgungen im Unverpackt-Laden helfen dabei, Ressourcen zu schonen und die Müllberge nicht größer werden zu lassen. An der dafür auch notwendigen Umstellung der Einkaufsgewohnheiten sollte es nicht scheitern, wenn man sich für ein umweltgerechteres Konsumieren entscheidet.

Der Selbstversuch hat zudem gezeigt, dass ein Einkauf im Unverpackt-Laden nicht in allen Fällen zwangsläufig teurer sein muss, im Gegenteil. Probieren Sie es selbst aus!



Weitere Informationen zum Artikel finden Sie hier:

Statistisches Bundesamt: Verpackungsmüll 2019 | mehr

NABU: bundesweite Liste von Unverpackt-Läden | mehr

EVS-Abfallvermeidungsplattform: Unverpackt-Läden im Saarland | mehr

EVS-Blog: Mikroplastik in der Umwelt | mehr

Titelfoto: Zero Waste Laden von reichdernatur / Adobe Stock
Autorin: Laura Greiber, Auszubildende EVS

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