EVS-Kläranlagen im Vergleichstest – Benchmarking in der Abwasserreinigung
Benchmarking – was heißt das? Sich mit den Besten vergleichen, von diesen lernen oder andere lernen lassen. Auch der EVS will für den Betrieb seiner Kläranlagen wissen, wo er steht. Der Vergleich eigener Kläranlagen mit denen anderer Betreiber dient der Einordnung der eigenen Leistung und der Identifizierung von eventuellem Optimierungspotenzial. Anspruch des EVS ist es, durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung seiner Infrastruktur den Bürger*innen im Saarland stets eine Abwasserreinigung von höchster Qualität zu bieten und so einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Schon immer bereit zur Optimierung
Schon lange schaut der EVS über den Tellerrand um zu beobachten, ob und wenn ja, wie es besser gehen könnte. Ganz intensiv betrieben wird die Standortbestimmung seit sieben Jahren. Jedes Jahr nimmt der EVS mit zwei Kläranlagen an einem bundesweiten freiwilligen Vergleichstest mit insgesamt rund 40 Kläranlagen teil.
Auf die Details kommt es an
Das Benchmarking von Kläranlagen ist keinesfalls nur ein oberflächlicher Vergleich einfacher Kenngrößen von Anlagen der gleichen Typenklasse. Im Gegenteil. Die zum Benchmarking angemeldeten Kläranlagen werden richtiggehend „gläsern“. Das bedeutet, nach der Auswahl einer Kläranlage steht eine sehr intensive Arbeitsphase bevor, die eine systematische Datenerhebung erfordert, um am Ende Leistungsdefizite aufzudecken und Effizienzsteigerungen erzielen zu können.
Zunächst gilt es, bis zu 1.000 verschiedene Parameter – wie z.B. wirtschaftliche, energetische, technische und personalbezogene Kenngrößen – zu erfassen. Nur ein Beispiel: Der Energiebedarf eines jeden Aggregats der Kläranlage wird dokumentiert, um eine exakte Zuordnung zu allen Teilprozessen des Kläranlagenbetriebes zu ermöglichen.
Wo stehen wir, wo die Anderen und warum ist das so?
Auf Basis der erhobenen Daten lassen sich Abweichungen gegenüber den Vergleichspartnern erkennen – positiv wie negativ. Das intensive Beschäftigen mit den Teilprozessen des Kläranlagenbetriebes bringt Erkenntnisse, die sich im normalen Tagesgeschäft nicht erschließen lassen. Der Austausch mit KollegInnen aus allen Bundesländern und die Orientierung an Bestwerten erweitert den Erfahrungshorizont enorm. In der Folge können gezielt individuelle Maßnahmenpläne zur Verbesserung von einzelnen Anlagenkomponenten erstellt und umgesetzt werden.
Ein „langer Atem“ bringt nachhaltigen Erfolg
Teilweise werden Kläranlangen wiederholt einem Benchmarking unterzogen und regelrecht „auf den Kopf gestellt“. So z.B. die Anlage in Saarbrücken-Jägersfreude, wo erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten – beispielsweise durch den Austausch der Belüftung im Belebungsbecken – durch das Benchmarking bestätigt wurden.
Benchmarking funktioniert!
Grundsätzlich lässt sich sagen: Der hohe Aufwand und das große Engagement aller Beteiligten im Rahmen des Benchmarkings lohnen sich.
So hat sich z.B. eindeutig gezeigt, dass der konsequente Einsatz von FacharbeiterInnen, die auch anspruchsvolle Instandhaltungsarbeiten in Eigenregie umsetzen können, sich sehr positiv auf die Betriebskosten auswirkt.
Das Benchmarking hat darüber hinaus bestätigt, dass keine Maschine alleine aus dem Grund einer abgelaufenen Abschreibungsdauer ersetzt werden sollte. Besser ist eher eine individuelle Betrachtung dahingehend, ob unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten nicht doch ein Weiterbetrieb sinnvoller ist.
In diesem Zusammenhang bewährt sich auch die EVS-Verbandsstruktur, in der die Wege zwischen den MitarbeiterInnen der fast 140 Kläranlagen und den KollegInnen in der Zentrale kurz sind – erstens, weil das Saarland vergleichsweise klein ist und zweitens, weil die gegenseitige Erreichbarkeit ausdrücklich gewünscht ist.
Weitere Informationen zum Thema Abwasserreinigung finden Sie hier:
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Fotos: EVS (Titelfoto: Kläranlage Jägersfreude)
Autor: Michael Bauer, EVS